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Interview mit Felix Waldkirch

© Felix Waldkirch

 

Das Weingut Felix Waldkirch befindet sich im idyllischen südpfälzischen Weinort Rhodt unter der Rietburg. Die Rietburg ist heute nur noch eine Ruine aber sie zeugt von altem Glanze und thront erhaben über Rhodt. Glänzend präsentiert sich auch das Weingut Felix Waldkirch, das beheimatet ist in der wunderschönen ehemaligen Sommerresidenz der Fürsten von Leiningen. Neben einem klassischen Weinbaubetrieb beherbergt das Weingut auch ein herrlich einladendes Hotel Garni, dass zum übernachten einlädt. Der junge charismatische Felix Waldkirch hat das väterliche Weingut im Jahr 2012 übernommen und diesem seinen eigenen Weinstil imprägniert. Er schafft es das seine Weine trotz einer klassischen Prägung, immer einen wunderbar pfälzischen Trinkfluss haben und dabei auch noch faszinierend gut reifen können.

 

Zum Weinbau kam Felix Waldkirch erst über Umwege. Nach einer Ausbildung zum Koch und der zum Hotelbetriebswirt, schloss er nachdem er bei einem Praktikum bei einem bekannten südpfälzischen Weingut Feuer für das Thema Wein gefangen hatte, eine Ausbildung zum Weinbautechniker an. Felix Waldkirch verfügt in seinem Weingut über absolute südpfälzische Spitzenlagen. Er besitzt unter anderem Parzellen in den Lagen Weyher Michelsberg, Rhodter Rosengarten und im Rhodter Schlossberg. Klassisch für die Pfalz wird im Weingut Felix Waldkirch viel Riesling abgebaut.

 

Felix hat aber auch ein besonderes Händchen vor allem für Bukettrebsorten wie Morio Muskat, Muskateller und Scheurebe. Gerade seine restsüßen Scheureben sind der reinste Genuss. Völlig zurecht hat das Weingut mit seinen Scheureben schon international für Furore gesorgt und einen ersten Platz beim internationalen Scheureben Preis gewinnen können. Neben seiner Passion für den Wein und gutes Essen, hat Felix auch einen breit gefächerten Musikgeschmack. Der sich von verschiedenen Stilen der Rockmusik auch gerne in der härteren Gangart bis hin zu Hip Hop erstreckt. Wir sprechen heute mit Felix über Wein und Musik.

5 Fragen an Felix Waldkirch :

 

GW: Wie bist Du zum Wein gekommen und gab es einen besonderen Moment der Dich bewegt hat dauerhaft den Pfad des Weinmachens zu beschreiten?

FW: Man könnte meinen, dass ich "nur" Winzer bin weil ich ein Weingut geerbt habe. Das stimmt aber nicht. Wenn ich mich zurück besinne, so war damals in unserem Haus gutes Essen wichtiger als guter Wein. Meine Oma stammte aus Böhmen und hat uns mit Böhmischen Mehlknödeln und Buchteln verwöhnt.
Später hatten meine Eltern eine gelernte Hauswirtschafterin angestellt, die uns immer ein fabelhaftes Mittagessen kochte. Vielleicht bin ich aus diesen Gründen zuerst Koch geworden. Das war ein Kindheitstraum.  Erst später mit Ende 20 habe ich eher zufällig ein Praktikum in einem Weingut
gemacht - Irgendwie dachte ich, dass ich ja vielleicht mal ein Weingut erben werde und so ein Praktikum nicht das schlechteste sei. Eher zufällig habe ich das Praktikum bei einem absoluten Spitzenbetrieb in der Gegend gemacht. Dort wurde Weinkultur gelebt. Es ging NUR um guten Wein. Noch dazu waren die Leute alle supernett und haben mir - obwohl ich nur einen Monat Praktikum gemacht habe, alles erklärt und sich viel Zeit für mich genommen. Das alles hat in mir einen Hebel umgelegt und ich habe mich ab da für Wein interessiert. So sehr, dass ich schließlich noch eine Ausbildung zum Winzer gemacht habe.

2. Wie kam deine Vorliebe zu den bei den meisten doch immer noch weniger bekannten Bukettrebsorten wie Morio Muskat, Muskateller und Scheurebe zustande?


FW: Mal ehrlich, wem Scheurebe nicht schmeckt, der frisst doch kleine Kinder. Scheurebe ist so lecker. Das weiß ich noch genau warum ich Scheurebe mag, nämlich wegen einer 2001er Scheurebe Spätlese aus dem Weingut Pfeffingen - ein Erlebnis! Ich gebe zu, dass man als "Wein-Anfänger" doch eh' gerne Bukettsorten mag. Das Aroma dieser Sorten hat etwas an dem man "sich festhalten" kann. Anders als bei eher neutralem Weißburgunder oder Riesling. Die Finesse dieser Sorten schätzen zu lernen, dazu braucht es mehr Zeit und Liebe. Wie auch immer, es gibt ja keine per se schlechten Rebsorten, sondern nur schlechte Weine - und ich mag viele Bukettsorten eben immernoch. Das Herumexperimentieren mit Morio fand natürlich in Ermangelung von Muskateller statt. Und auch aus Morio kann man attraktive Weine machen. Allerdings ist der Aufwand enorm. Es braucht eine radikale
Ertragsbegrenzung und viel Laubarbeit, damit die Trauben lange genug gesund bleiben um  auszureifen. Das alles ist sinnlos, wenn es niemand bezahlen will. Morio ist tot, der Ruf ist der ruinierteste den eine Rebsorte hat. Dornfelder ist dagegen ein Dax Konzern. Deshalb haben wir
2018 den letzten Morio in unserem Weingut produziert. Eine schöne, wirklich angenehme Spätlese. Ein würdiger Abschied, der auch noch in ein paar Jahren Spaß machen wir!

GW: Gibt es ein Geheimnis wie du es schaffst, das deine Weine so wunderbar klassisch aus der Zeit gefallen scheinen und Ihnen gleichzeitig eine vibrierende Modernität inne wohnt?

 

FW: Oh, vielen Dank für das Kompliment. Das freut mich sehr, denn so wünsche ich mir meine Weine. Zuerst einmal liegt einiges sicherlich an unserem "Lo-Tech" Ansatz, den wir im Weingut verfolgen. Das heißt nicht, dass wir Naturwein machen, sondern dass wir mit recht einfachen technischen Mitteln arbeiten. Wir haben eine ganze normale Traubenmühle, eine Kelter ohne Computersteuerung und keine Gärkühlung. Das ganze hat zur Folge, dass wir für keinen Wein eine Standardrezeptur haben. Bei jedem Wein überlege ich wie lange und ob wir überhaupt eine Maischestandzeit machen, das Pressprogramm wird immer neu eingestellt und die Weine vergären in unserem alten Gewölbekeller bei Temperaturen, die durchaus von den Außentemperaturen des jeweiligen Jahrgangs abhängig sind. Denn ich brauche einen Durchzug im Keller (und das ist mit den alten "Kellerfenstern" bestens möglich) sonst ersticke ich im Herbst. Wir geben also ein bisschen Kontrolle bei der Weinwerdung ab. Das ist sicherlich der Teil, der für die zeitlose Klassik sorgt. Aber ich gebe gerne zu, dass ich nicht alles aus der Hand geben will. Natürlich kommt in unserem Keller nicht nur Spontangärung, sondern auch Reinzuchthefe zum Einsatz und wenn sich ein gärender Tank zu warm anfühlt, lasse ich schonmal etwas Wasser drüber laufen. Unsere Arbeitsweise zwingt mich dazu, viel nach Gefühl zu machen. Ich nenne das mal mit einem Augenzwinkern "Kellerdynamie". Bei all dem bleibt aber eines Gewiss: Die Qualität kommt aus dem Weinberg, es braucht Trauben die gut schmecken für Weine die gut schmecken. Eine simple Wahrheit von größter Bedeutung für (den größten Teil) unsere(r) Arbeit.

 
GW: Im Text bereits angesprochen, bist Du auch ein großer Musikfan. Welche Erinnerungen hast Du an Deine ersten Begegnungen mit Musik und warum hat es Dir gerade die Rockmusik so angetan?

 

FW: Eine gute Frage für die es eine einfache Antwort gibt. Das erste Lied an das ich mich wissentlich erinnere ist Sweets "Love is like Oxygen". Wir waren in Österreich im Winterurlaub und das kam im Autoradio. Was für ein Gitarrenriff! Leider mochten es meine Eltern nicht und mein Vater drehte es leiser. Seit dem mag ich laute Rockmusik. Es muss richtig reinbratzen, dann ist es gut!

GW: Da es sich bei mir und meinem Blog oft um die Verbindung von Wein und Hip Hop dreht, würde ich gerne von Dir wissen, gibt es Hip Hop Artists deren Musik dir gefällt und wenn ja welche?


Die Verbindung von Wein und Musik ist immer schön. Vor Jahren haben wir mal 'ne Heavy Metal Weinprobe gemacht. Es gab dann Kombinationen wie Kerner zu Kreator und Gleisweiler Hölle zu Highway to Hell. Tatsächlich habe ich auch ein paar Hip Hop Platten im Regal - damals eine große
Nummer war der Judgement Night Sampler mit HipHop/Metal Kram. Außerdem Public Enemys Fear of a Black Planet - die waren damals mit Anthrax auf Tour, auch eine coole Sache. Gut behütet ist das Digital Underground Tape "Sex Packets" mit dem Humpty Dance drauf. Ein Riesenhit, der mich
daran erinnert, dass ich mal wieder tanzen gehen will!

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