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Interview mit Rudolf May vom Weingut May

Das Weingut May

Das Weingut May ist beheimatet im idyllischen kleinen Weinort Retzstadt, welcher in einem Seitental des Mains im Landkreis Main Spessart liegt. Man nennt das Dorf aufgrund seiner vielen Wanderwege auch das „Dorf der Wege“. Weinbau wird in der Familie May schon seit über 300 Jahren betrieben. Mit dem eigenen Weingut ist die Familie May allerdings erst 1998 durchgestartet. Seitdem befindet sich der Betrieb quasi auf der Überholspur und hat den zuvor eher nur einigen Weinnerds bekannten Weinort Retzstadt fest etabliert im Spiel der Großen.

 

Das von dem Weinführer Eichelmann vor kurzem mit dem Prädikat Weltklasse ausgezeichnete Weingut ist auch schon seit langem Mitglied in dem renommierten Winzerverband VDP. Seit 2016 ist das Weingut Bio zertifiziert und gehört dem Naturlandverband an.

 

Die Paraderebsorte im Familienbetrieb Rudolf May ist vor allem der für Franken so typische Silvaner, aber das Weingut May weiß auch mit Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder und seit einiger Zeit auch mit sehr guten Spätburgundern zu glänzen. Die im Durchschnitt sehr alten Reben des Weingutes gedeihen vor allem auf kargen Muschelkalkböden, die aber auch des Öfteren an einigen Stellen von Buntsandstein durchzogen sind. Die bekannteste Weinbergslage des Weingutes ist vor allem der sich in Thüngersheim befindliche Rothe Umlauf, aber auch aus den Retzstadter Lagen Himmelspfad,  Langenberg und Beneditkusberg keltert die Familie May hervorragende Weine.

 

Zahlreiche Auszeichnungen in bekannten Weinführern und Weinmagazinen der Szene wie Vinum, Gault Millau, Decanter und viele mehr zeugen von der herausragenden Qualität des Weinguts. Aktuell ist Rudolf May beim Weinmagazin Falstaff als einer von drei Winzern für den Titel „Winzer des Jahres“ nominiert. Ich bin schon sehr gespannt wie die Reise des Weingutes May in den nächsten Jahren weiter gehen wird. Wir unterhalten uns heute mit Rudolf May über sein Weingut, seine Weine und deren Lagen, aber auch ein wenig über Literatur.

Das Interview

GW: Hallo Rudolf, herzlichen Dank, dass Du dich für ein Interview mit uns bereit erklärt hast.
Euer Weingut gibt es mittlerweile seit dem Jahr 1998. Wie ist damals der Start vonstattengegangen, welche Schwierigkeiten haben euch begleitet und wie blickst Du heute darauf zurück?

RM: Aufgewachsen bin ich auf dem elterlichen Bauernhof, wo es auch zwei Hektar Weinberge gab. Mit 15 begann ich die weinbauliche Aus- und Weiterbildung zum Weinbautechniker. Beschäftigt war ich bei der Bay. Landesanstalt für Weinbau in Veitshöchheim als Versuchstechniker, aber nebenbei liefen schon die Planungen für ein eigenes Weingut.

Größtes Problem war dabei am Anfang, ein geeignetes Grundstück dafür zu finden. Im Dorf gab es auch Widerstände, weil wir uns aus der Gemeinschaft der Genossenschaftsmitglieder gelöst hatten. Nachdem das Weingut und die Finanzierung dazu standen, kam die große Frankenweinkrise um die Jahrtausendwende.

Wir setzten von Anfang an auf Silvaner und dies im knochentrockenen Stil. Irgendwann war dann die Nachfrage größer als die Produktion.

Der Weinort Retzstadt liegt ein klein wenig abseits der bekannten Weinlagen aus Franken am Main.

 

GW: Welche Besonderheiten zeichnen die Retzstadter und Thüngersheimer Lagen aus?

RM: MUSCHELKALK – dies ist der Schatz bei 95 % unserer Weinberge, dazu noch in einer sehr kargen Version. Ideal für große, langlebige Weine. In Retzstadt ist es auch ein wenig kühler gegenüber dem Maintal (Thüngersheim), aber während der Reifephase sind mehr Sonnenstunden durch weniger Nebel vorhanden. Dazu haben wir noch ein großes Portfolio an alten Silvanerweinbergen (5 ha über 50 Jahre alt).

GW: Wie würdest Du den Stil eurer Weine beschreiben?

RM: Unser Ziel ist es, so wenig wie möglich den natürlichen Charakter zu beeinflussen. „Den Boden spürbar zu machen“ ist unser Credo. Die Weine haben eine innere Festigkeit, Komplexität, Ausgeglichenheit, Tiefe und Länge.

GW: Seit dem Jahr 2015 bewirtschaftet ihr eure Weinberge nach ökologischen Richtlinien und seid mittlerweile auch Mitglied im Naturlandverband. Was muss man genau bei einer Umstellung seiner Weinberge beachten und was bedeutet für euch der Begriff Bio?

RM: Bio bedeutet, auf Herbizid zu verzichten – was gerade im Steilhang deutlich mehr Aufwand verursacht – keine Insektizide, was schon lange kein Thema mehr war, und ohne synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel gegen die wichtigsten Pilzkrankheiten Peronospora und Oidium auszukommen.

Nur mit Kupfer und Schwefel arbeiten zu dürfen, war die größte Umstellung, was aber erstaunlich gut geht. Ohne mineralische Dünger auszukommen ist ebenfalls kein Problem. Mit selbst hergestellten organischen Düngern zu arbeiten, bringt einen gedanklich weiter. Durch die biologische Bewirtschaftung ist man näher am Boden, muss ihn fühlen und schmecken. Dies macht die Arbeit noch spannender.

GW: Ich habe gehört, dass Du immer mal wieder auch gerne zu einem guten Buch greifst. Was macht ein Buch für dich zu einem guten Buch und welche Art von Literatur schätzt Du im Besonderen?

RM: Ich lese wirklich sehr gerne, oft historische Romane, in denen Familiengeschichten eingebaut sind. Mein Lieblingsbuch zurzeit ist von Bart van Loo „Burgund – das verschwundene Reich“RM.

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